Katzenrassen

Türkisch Angora


 

Türkisch Angora
Bildquelle: sxc.hu






Allgemein


Diese alte türkische Langhaarkatzenrasse ist nach der früheren türkischen Hauptstadt Ankara, früher Angora, benannt. Als Angora 1930 zu Ankara wurde, behielten Tiere ihren Namen bei. Nach einer türkischen Legende soll der Stattsgründer der modernen Türkei, Kemal Atatürk, eines Tages als reinweiße Angorakatze wiedergeboren werden.

Charakter


Die Türkische Angora hat den Ruf artig, freundlich, zugänglich, anspruchsvoll, sanft, ruhig, angenehm, zutraulich, aufmerksam, anhänglich und intelligent. Manchmal ist sie scheu und zurückhaltend, dann wieder extravertiert und gesellig. Sie bewegt sich anmutig, wenn auch selten, und ist die perfekte Hauskatze.

Eine der ältesten Beschreibungen der Rasse stammt aus dem Jahr 1834 von William Jardine: „Angorakatzen werden hierzulande häufig als Salonkätzchen gehalten. Sie gelten als sanfter und freundlicher als gewöhnliche Katzen [...] Wir haben nicht viel über ihre Nützlichkeit gehört.“ Charles Ross lieferte 1868 eine andere frühe Beschreibung über die Angora: „Die Angora ist eine wunderschöne Rasse mit silbrigem Haar von seidener Textur [...] Sie alle sind wunderbare Geschöpfe mit freundlichem Wesen. In Paris sah Mr. Wood eine Katze, die zwei Teller Mandelplätzchen in einem Rutsch aufaß. Diese Katzen haben einen sonderbaren Geschmack. Ich kannte einen Kater, der fühlte sich zu Gin und Wasser hingezogen und hatte eine ausgesprochene Vorliebe für Curry. Er aß auch Erbsen, Grünzeug und (in Maßen) Saubohnen.“

Historie


Über die Herkunft der Angora gibt es drei unterschiedliche Versionen:

Zum einen sollen Chinesen und Tataren sie vor langr Zeit aus der wildlebenden Pallaskatze gezüchtet und in die Türkei gebracht haben. Für diese Vermutung gibt es allerdings keine wissenschaftliche Erklärung.

Überzeugender ist die Version, die Angora stamme von einer alten russischen Katzenrasse ab, die ein ungewöhnlich langes Haarkleid gegen die Kälte entwickelt hatte. Katzen dieser Art seien an Bord von Handelsschiffen nach Kleinasien und sogar bis in den Iran gekommen. In diesen wärmeren Gebieten hätten sich die Angora- zu den Perserkatzen entwickelt. Diese Version würde erklären, warum ausgerechnet Langhaarkatzen nach heißen Ländern benannt worden sind.

Der dritten Version nach ist die Angora im 15. Jahrhundert aus den kalten Bergen Ostpersiens in die Türkei gelangt. Dort hat sich Haarkleid angepasst: Dichte und Wolligkeit nahmen ab.


In der Türkei hat es bald mehrere Farbschläge der Angora gegeben, jede mit eigenem Namen. Rot Tabby etwa hieß sarmen, Silber Tabby teku. Eine weiße Katze mit einem blauen und einem bernsteinfarbenem Auge wurde Angora kedi genannt. Von manchen wurde dieser Farbschlag allen anderen vorgezogen und Puristen halten ihn immer noch für die „einzige echte Angorafarbe“.

Seit dem 15. Jahrhundert ist die Angora in der Türkei als eigene Rasse bekannt. Sie war die erste Langhaarkatze, die nach Westeuropa kam. Türkische Sultane sandten sie im 16. Jahrhundert als Geschenk an die Höfe in England und Frankreich. Zu etwa der gleichen Zeit brachte der französische Naturforscher Nicholas Claude Fabri de Pereise einige dieser Katzen aus der Türkei mit nach Frankreich. Im 17. und vor allem gegen Ende des 18. Jahrhunderts gesellte sich die Perser hinzu, deren Fell sogar noch länger ist und die dann im 19. Jahrhundert die elegante Angora verdrängte, so dass diese im Western fast ganz verschwand.

In den Sechzigern versuchten britische Züchter die Angora aus orientalischen Langhaarkatzen wieder heraus zu züchten. Die Tiere hatten zwar bald das weiche Fell und den buschigen Schwanz der Angora, die typische Kopfform blieb jedoch aus. Der charakteristische keilförmige Kopf der Orientalen widerstand allen Züchtungsversuchen und blieb das Unterscheidungsmerkmal. Außerdem schlug bei diesem Züchtungsversuch die lautere Stimme der orientalischen Vorfahren durch.

Zum Glück war die ursprüngliche Rasse nicht ganz ausgestorben. Es gab noch einige reinrassige Tiere in der Gegend von Ankara. Der dortige Zoo setzte sich nun dafür ein, die echte Angora dem Untergang zu entziehen. Der Zoo nahm einige Exemplare auf und begann ein Zuchtprogramm, bei dem nur weiße Katzen mit blauen, bernsteinfarbenen oder zweifarbigen Augen zugelassen waren. Einige der Nachkommen der Zuchtkatzen wurden auch ausgeführt; daher konnten in den Sechzigern zwei nicht miteinander verwandte Katzenpaare Nordamerika erreichen, wo sie die Basis für eine neue Zucht bildeten. Die Nachkommen dieser Katzen werden heute als türkische Angora bezeichnet, um sie von den durch genetische Rekombination entstandenen britischen Angorakatzen zu unterscheiden.


Die Wiedergeburt der Türkischen Angora in den Sechzigern ist besonders den Bemühungen von Walter und Leisa Grant zu verdanken. Sie waren 1962 in Ankara und kauften mit der Erlaubnis des Stadtkommandanten vom dortigen Zoo ein Zuchtpärchen. Der weiße Kater Yildiz (Stern) hatte zwei unterschiedlich gefärbte Augen, die ebenfalls weiße Katze Yildizcik (Sternchen) hatte bernsteinfarbene Augen. 1966 brachten die Grants ein weiteres Pärchen, Yaman und Marvis, in ihren Besitz: dieses Mal hatte der Kater bernsteinfarbene Augen und die Katze hatte zweifarbige Augen. Mit diesen Tieren begann die Wiedereinführung der alten Türkischen Angora, die 1970 in Amerika als eigene Ausstellungsklasse zugelassen wurde. In den Siebzigern kamen mehr Tiere aus dem zoologischen Garten von Ankara, dieses Mal nach Großbritannien und Schweden. Seitdem ist die Rasse wieder in vielen Teilen Europas beheimatet.

Erscheinungsbild


Die türkische Angora ist eine Katze mit blauen Augen und einem weißen, langen, weichen Fell. Am Hals ist das Haar besonders lang, an der Körperunterseite und am Schwanz ebenso. Das und der Umstand, dass sie keine Unterwolle besitzt, geben ihr ein schlankes Aussehen, was sie zusammen mit dem buschigen Schwanz deutlich von der runderen Perser unterscheidet, deren Fell schwerer wirkt.

Angorakätzchen entwickeln nur langsam das typische Fell der erwachsenen Tiere; erst im Alter von etwa zwei Jahren hat es sich voll ausgebildet.

Vielleicht wegen der großen Hitze in ihrer Heimat verlieren Angorakatzen im Sommer sehr viel Fell, so dass sie dann fast wie Kurzhaarkatzen aussehen.

Ursprünglich war die Türkische Angora weiß mit blauen, bernsteinfarbenen oder zweifarbigen Augen. Heute sind viele andere Farbschläge akzeptiert, z. B. die Farben Weiß, Schwarz, Blau, Creme, Rot, Schwarz Smoke, Blau Smoke, mit Tabbyzeichnung, gestromt und getigert sowie in Schildpatt und als Bicolor.