Katzenrassen

Türkisch Van



auch bekannt als: Schwimmkatze, Türkische Katze, Vankatze

Türkisch Van
Bildquelle: Wikimedia Commons / Public Domain
Gewicht
4,5 - 9 kg

Farben
rot, creme, schwarz, blau, Schildpatt





Bildergalerie


(1) - Katzenrasse: Türkisch Van, Bildquelle: Wikimedia Commons / Public Domain
Bildquelle: (1) Wikimedia Commons / Public Domain



Allgemein


Die Katze stammt vom Vansee im Osten der Türkei, nahe der Grenze zum Iran. Sie wird auch Türkische Schwimmkatze, Van-Katze oder Schwimmkatze genannt. In der Türkei heißt sie Van Kedi.


Charakter


Die Türkisch Van gilt als zutraulich, anpassungsfähig, ausgeglichen, unabhängig, leise, freundlich, umgänglich, intelligent und maßvoll verspielt.
Die ersten Van-Katzen, die auf Ausstellungen gezeigt wurden, waren dafür bekannt, dass es schwierig war, sie zu halten. Mittlerweile hat sich das geändert.
Als „stolz und mutig wie eine Löwe“ bezeichnen die Einwohner von Van die Katze, aber auch als „liebenswerte, zutrauliche Haustiere, die erstaunlich alt werden.“


Historie


Seit mehr als 7000 Jahren gibt es in der Türkei domestizierte Katzen, dafür liefern Archäologische Befunde viele Hinweise. Das Britische Archäologische Institut in Ankara führte in Hacilar Ausgrabungen durch, die jungsteinzeitliche Tonfigürchen ans Licht brachten, die offensichtlich Frauen zeigten, die mit Katzen spielen.
In der Zeit von 75 bis 387 n.Chr, also sehr viel später, war die Gegend um den Vansee, damals Teil des antiken Armenien, von den Römern besetzt. Heute sind Standarten und Rüstungen dieser Zeit im Louvre ausgestellt. Man sieht darauf eine große, einfarbig helle Katze mit dunklen Ringen am Schwanz. Dies ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass der Türkisch Van schon damals hier heimisch war.
Wie auch immer man die Abbildungen deutet, mit Sicherheit waren Van-Katzen in der Gegend jahrhundertelang bekannt und als Haustiere sehr geschätzt. Erst 1955 erfuhr man im Westen von dieser Rasse. Zwei britische Fotografinnen, tätig für den türkischen Fremdenverkehrsverein, besuchten in diesem Jahr das Gebiet um den Vansee. Laura Lushington und Sonia Halliday erhielten ein Katzenpärchen mit den Namen Van Güzelli und Van Attala Iskenderün. Sie nahmen beide mit nach England, da sie faziniert von diesen Katzen waren.
Wegen einer Eigenart dieses Pärchens wurden die Tiere im Westen als „Schwimmkatzen“ bekannt. Als Laura Lushington auf ihrer Fahrt durch die Türkei bei großer Hitze an einem Fluß anhielt, um sich abzukühlen, folgten ihr die Kätzchen freiwilig in das Wasser. Sie schrieb 1962 über diesen Vorfall: "Zu meinem Erstaunen kamen sie ins Wasser und schwammen weit hinaus – sie schienen es richtig zu genießen. Deswegen, so vermute ich, wurden sie bei meiner Rückkehr von der Presse „Schwimmkatzen“ genannt.“(1965 führte Frank Manolson die Türkisch Van in seine Katzenlexikon unter der Bezeichnung Türkische Schwimmkatze („Turkish Swimming Cat“) und bemerkte etwas sarkastisch, sie sei die Lösung für alle, die keine Labradorhunde mögen und sich vor Ottern fürchten, aber unbedingt eine pelzige Zierde für ihren Swimmingpool haben müssen. Tatsächlich zog es die Katzen zum Wasser, weil der türkische Sommer so extrem heiß ist.)
Nach der unvermeidlichen langen Quarantäne kamen die beiden Tiere zu Laura Lushington in Buckinghamshire. Es stellte sich schon bald heraus, dass die Katzen zu einer ungewöhnlich schönen Rasse gehörten, die bei den Züchtern im Westen unbekannt war. Man erwarb später in der Osttürkei noch fünf weitere Tiere, um ein seriöses Zuchtprogramm durchführen zu können.
Es dauerte 14 Jahre, bis die Türkisch Van offiziell als Rasse anerkannt wurde. Zwar hatten die Fotos, die die Katzen schwimmend zeigten, die Türkisch Van in der Öffentlichkeit sehr bekannt gemacht, doch die konservativen Katzenexperten taten sich schwer mit ihnen.
Die Besitzerinnen mussten Van-Katzen auch an andere Züchter abgeben, damit der Wettbewerb bei Ausstellungen gewährleistet war. Die britischen Züchter mussten über vier Generationen Reinzucht betreiben, bevor die Tiere als Rassekatzen anerkannt wurden, da die ursprünglichen türkischen Katzenhalter keine Aufzeichnungen über die Abstammung der Tiere gemacht hatten. Die Anerkennung der Türkisch Van als Rassekatze geschah schließlich im Jahr 1969.
Die Türkisch Van kam erst 1982 nach Amerika; dort wurde sie 1985 ofiziell registriert.

Wäre nicht plötzlich ein unerwartetes Problem aufgetreten, könnte die Geschichte dieser attraktiven Rasse hier ein Ende haben. Der Katzenexperte Roger Tabor machte 1991 eine sonderbare Entdeckung bei den Dreharbeiten zur Fernsehserie 'The Rise of the Cat' (Der Ursprung der Katzen). Er besuchte den Vansee und sprach mit den Einheimischen. Er stellte dabei fest, dass für die Bewohner der Region eine echte Van-Katze ganz weiß ist, ohne dunkle Zeichnung an Kopf oder Schwanz. Die Exemplare mit kastanienroter Fellzeichnung, wie man sie im Westen kannte, gab es zwar auch vereinzelt, doch galten diese als zweitklassig. Für die Menschen am Vansee liegt der Hauptunterschied zwischen ihren Katzen und der typischen Angora aus der westlichen Türkei in den Augen der Katzen. Die Angora hat blaue Augen, die vollkommene Van-Katze dagegen hat eine bernsteinfarbenes und ein blaues Auge.
Die Van-Katzen-Züchterin Lois Miles überraschte dies nicht. Bereits 1989 hatte sie darauf aufmerksam gemacht, nachdem sie mit dem türkischen Kulturattaché in Van Verbindung aufgenommen getreten war, um herauzufinden, wie angesehen die Rasse in ihrer Heimat sei. Es beunruhigte sie, daß alle 300 Van-Katzen, die damals im Westen registriert waren, von einer einzigen kleinen Gruppe abstammten, die in den fünfziger Jahren eingeführt worden war. Diese Katzen, besser bekannt als „die prächtigen Sieben“, hatten für die weitere Entwicklung der Rasse nur ein beschränktes Genmaterial mitgebracht, und keine von den Sieben stammte aus der Stadt Ven selbst.
Lois Miles wollte eine echte Türkisch Van aus Van. Sie war sich darüber bewusst, dass es Probleme mit den Ausstellungsrichtern im Westen geben würde; aber wollte man korrekt vorgehen, mußte die Katze ganz und gar weiß sein und verschiedenfarbige Augen haben. Sie überredete 1992 zwei Freunde, John und Pamela Hulme, die schon vier Türkisch-Van-Katzen besaßen und jedes Jahr Istanbul besuchten, die lange Reise durch die Türkei bis zum Vansee zu unternehemen, um neues Erbmaterial ausfindig zu machen. Die beiden erklärten sich einverstanden. Als sie jedoch den Vansee erreichten, war es zunächst schwierig, reinrassige Zuchttiere zu finden. Durch großes Glück stießen sie auf einen einheimischen Professor names Yusef Vanli, der sie darauf aufmerksam machte, dass an der Yünzüncu-Yil-Universität vor kurzem ein Van-Katzen-Forschungszentrum eingerichtet worden sei. Genaue Untersuchungen der dort arbeitenden Wissenschaftler hatten überraschenderweise ergeben, dass 1992 lediglich 92 reinrassige Van-Katzen in der gesamten Türkei lebten. Daher war es sehr wichtig, dass diese Rasse außerhalb der Türkei weitergezüchtet wurde. Der Professor führte die Hulmes bei einer Familie ein, die vier Generationen reinweißer Katzen mit verschiedenen Augen hatten. Von der Familie ließen sie sich eines von den drei weißen Kätzchen reservieren, da es für die Reise noch zu klein war. John Hulme kam drei Monate später mit Lois Miles zurück, um es abzuholen. Es war eine weibliche Katze namens Grip (=allein), die dann in Layla umgetauft wurde. Jetzt wartete man auf den Tag, an dem sie der Inzuchtlinie des Westens neues Vanblut zuführen würde.
Wie Roger Tabor hatte Lois Miles bemerkt, dass ganz weiße Katzen von den Türken bevorzugt wurden. Daher nahm sie an, dass das Pärchen, welches 1955 nach Großbritannien gekommen war, ganz zufällig kastanienrote Fellzeichnungen an Kopf und Schwanz gehabt hatte. Und ausgerechnet sie waren zum charakteristischen Merkmal der Rasse geworden. Das gerade jene Katzen, die bei den Türken als zweitklassig galten, im Westen zum offiziellen Standard erhoben worden sind, muss ihnen wohl wie ein schlechter Witz vorgekommen sein.
Vorausgesetzt man knüpft im Westen an die alte östliche Tradition an, könnte sich mit der Ankunft Laylas die Situation bald ändern. Inzwischen hat Layla mit drei Würfen 16 Kätzchen zu Welt gebracht, und bei einer ihrer weiblichen Nachkommen hat sich ebenfalls Nachwuchs eingestellt. Es sind auch einige Tiere darunter, die dem türkischen Ideal entsprechen: Sie sind einfarbig weiß und haben verschiedenfarbige Augen. Die Zukunft der Rasse bleibt also spannend. Bisher wurde es Lois Miles verweigert, ihre echten, reinweißen Türkisch-Van-Katzen als solche auszustellen. Man wird sehen, wie lange es dauert, bis die Verantwortlichen im Westen die groteske Situation zur Kenntnis nehmen.


Erscheinungsbild


Wie eine etwas größere Angorakatze sieht der Türkische Van aus. Das seidige Fell ohne Unterwolle läßt sie glänzend, elegant und langgestreckt aussehen. Der Kopf und der federige Schwanz sind kastanienrot gefärbt, das sonstige Fell ist reinweiß.
Auffallend ist, dass die Augen oft verschiedenfarbig sind - das eine bernsteinfarben, das andere blau. Dieses Merkmal, ihre Vorliebe für Wasser und das wunderbare Fell haben sie schnell zu einem Publikumsliebling werden lassen.