AfT-Sommersymposium – Allergien beim Kleintier

   AfT-Sommersymposium – Allergien beim Kleintier

Diagnose-, und Therapieansätze zur Behandlung von Allergien bei Hund und Katze – von den Experten lernen

Allergien beim Kleintier waren Thema des AfT-Symposiums, das Anfang Juli an der Ludwig-Maximilians-Universität München stattfand. Der voll besetzte Hörsaal der Medizinischen Kleintierklinik zeigte, wie groß der Informationsbedarf zu diesem Thema vor allem bei praktizierenden Tierärzten ist. Die Experten stellten Grundlagen zu den Krankheitskomplexen und den Stand der Wissenschaft zu Diagnose und Therapie allergischer Erkrankungen bei Tieren vor.

Allergien bei Hund und Katze sind Teil des tierärztlichen Praxisalltags. Die Ursachen dafür sind vielfältig und andere Ursache müssen ausgeschlossen werden. Juckreiz ist oft das Hauptsymptom der allergischen Reaktion bei Tieren, doch zeigt sich die Allergie oft mit einer Reihe von anderen Symptomen unter denen die Tiere leiden können. Im Fokus des Symposiums standen daher die Diagnostik und aktuelle Therapieansätze, vorgestellt von den hochspezialisierten Referenten. Die Experten gehören alle den einschlägigen europäischen Fachkollegs an. Dies ist der höchste anerkannte Spezialisierungsgrad in der Veterinärmedizin.

Pflanzliche, tierische und chemische Substanzen – im Prinzip können sie alle eine allergische Reaktion beim Tier auslösen. Bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergieauslöser – dem Allergen – reagiert das körpereigene Immunsystem auf den vermeintlichen „Feind“ übermäßig. Die echte Allergie ist dabei durch einen Anstieg bestimmter Elemente der körpereigenen Abwehr, der IgE-Antikörper, gekennzeichnet. Juckreiz, gerötete und entzündete Hautpartien, Ohr- und Augenentzündungen, aber auch Atembeschwerden und Durchfall können die Folge sein. Beim Symposium wurden spezifische, definierte Allergieformen, wie die atopische Dermatitis, die miliare Dermatitis, die Flohspeichelallergie oder die Futtermittelallergie als wichtige Allergien bei Hund und Katze vorgestellt.

Die Symptome der verschiedenen Allergieformen und die Reaktionen auf unterschiedliche Allergene sind sich sehr ähnlich. Die Diagnostik allergischer Erkrankungen beruht in erster Linie auf der Einbeziehung vorberichtlich gewonnener Erkenntnisse, klinischer Präsentation und Entwicklung des Krankheitsverlaufs des Patienten. Zusätzliche Tests, wie z.B. die Bestimmung des IgE-Spiegels im Blut, können helfen, den klinischen Verdacht zu bestätigen, müssen aber sorgfältig interpretiert werden. Sie dienen vornehmlich der Identifikation der Allergene für eine Desensibilisierung des Patienten oder der allergisierenden Futterkomponenten.

Zur diagnostischen Allergieaufarbeitung in der Praxis ist zu klären, ob eine Allergie vorliegt oder z.B. Infektionen mit Bakterien, Hefepilzen, Dermatophyten und Parasiten das Krankheitsbild auslösen. Eine Eliminationsdiät ist der nächste diagnostische Schritt, um eine Futtermittelallergie auszuschließen. Proteine im Futter, z.B. Fleischeiweiße, können hier ebenso Auslöser sein wie Farb- oder Konservierungsstoffe. Die Wahl der geeigneten Eliminationsdiät sowie die strikte Einhaltung der Diät sind sehr wichtig für die Analyse.

Katzen sind keine Hunde

Für den Tierarzt ist es wichtig, Besonderheiten für die Katze bei der Allergieaufarbeitung zu beachten. Bei Katzen ist das klinische Bild variabler. So-genannte kutane Reaktionsmuster mit spezifischen Hauterscheinungen wie miliare Dermatitis, nicht-entzündliche Alopezie, eosinophiles Granulom an Kopf und Hals sind bei Katzen häufig anzutreffen. Aber auch entzündliche Atemwegserkrankungen durch Reaktionen der Schleimhaut auf das Allergen treten bei Katzen häufig auf.

Auch in der Therapie gilt es angepasst vorzugehen.

Behandlung von Allergien 

Meistens ist es nicht möglich, die allergieauslösende Substanz zu vermeiden. Ziel der Behandlung ist zunächst die Symptome, wie z.B. den Juckreiz, unter denen die Tiere leiden, zu mildern.

Breit ansetzende Glukokortikoide oder alternative entzündungshemmende und immunmodulierende Mittel, ebenso wie Antihistaminika oder auch Bronchodilatatoren zählen zu den therapeutischen Optionen je nach der Art der allergischen Symptome. Antihistaminika sind oft klinisch mehr erfolgreich bei Katzen als beim Hund. Katzen können bei einer Therapie mit Antikörpern gegen das Allergen auf diese ebenfalls allergisch reagieren. Zumeist ist eine multimodale Therapie mit mehreren Angriffspunkten erforderlich, um die Entzündungsreaktion zu mindern. Bestimmte Fettsäuren und bioaktive Lipide können unterstützend sinnvoll sein, um die Hautsymptome zu mildern. Diätetische Maßnahmen sind bei der Futtermittelallergie angezeigt.

Um Sekundärerkrankungen, wie z.B. infizierte offene Kratzwunden, zu behandeln, setzen Tierärzte ergänzende, z.B. aseptische oder antimikrobielle Medikamente ein. Manchem Tier mit juckenden Hautreizungen oder Quaddelbildung als Reaktion auf z.B. Flohspeichel kann auch bereits durch eine regelmäßige Flohbehandlung geholfen werden.

Als Maßnahme zur grundlegenderen Behandlung von Allergien wurde die Immuntherapie vorgestellt. Als Immuntherapie bezeichnet man die De- oder Hyposensibilisierung. Hierbei wird das Immunsystem des Tieres schrittweise an immer höhere Dosen des Allergieauslösers gewöhnt. Aktuelle Studien zeigen, dass die Erfolgsaussichten bei der Desensibilisierung bei über 70 Prozent liegen und sie den betroffenen Tieren ein weitgehend beschwerdefreies Leben ermöglicht. Erste Untersuchungen zu einer Impfung gegen einen der wichtigen Botenstoffe (Zytokin IL-31) bei der atopischen Dermatitis zeigen interessante Ergebnisse.

Besonders hervorgehoben wurde, dass neben der Behandlung der Allergie selbst, Tierbesitzer unterstützt und begleitet werden müssen. Denn Diagnose wie Therapie allergischer Erkrankungen bei Haustieren erfordern viel Geduld und Zuverlässigkeit vom Tierbesitzer.

Aber, das Verständnis zu Allergien hat sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt, bekannte Behandlungsansätze werden kontinuierlich verfeinert und weitere therapeutische Mittel sind hinzugekommen.

Bei sorgfältiger Allergieaufarbeitung und Diagnose stehen dem Tierarzt heute verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um den betroffenen Tieren eine gute Lebensqualität zu ermöglichen und die Belastung für den Tierhalter zu reduzieren – So das abschließende Fazit des Symposiums.

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