Katzenrassen

Historie

1. Die amerikanische Zoologin Ida Mellen schrieb 1940: „Die American Bobtail, die in Neuengland, New York, New Jersey und Pennsylvania beheimatet ist (und die auch Kaninchenkatze genannt wird), zählt die Manx zu ihren Vorfahren. Doch schwanzlose Katzen gibt es überall auf der Welt: auf der Krim und in anderen Gebieten Russlands, in Japan, China, auf dem Bismarckarchipel, auf den Malaiischen Inseln, in Birma und in Thailand [...].“ Mehr weiß man von dieser Spielart der American Bobtail nicht.


2. Ein total anderes Bild liefert die Entstehungsgeschichte jener Rasse, die in Züchterkreisen heute als die eigentliche American Bobtail anerkannt wird. Ihr Stammvater war ein Tabbykätzchen, das in den Sechzigern in der Nähe eines Indianer-Reservates herumstreunte.
   
   John und Brenda Sanders entdeckten das Tier mit dem Stummelschwanz in den Ferien, gaben ihm den Namen Yodie und nahmen es mit nach Iowa. Später paarte sich Yodie mit Mishi, der Siamkatze der Sanders. Als der Wurf auf die Welt kam, waren einige Kätzchen mit kürzeren Schwänzen dabei. Eines dieser Kätzchen paarte sich dann später mit einer weißen Katze mit Abzeichen in Creme Point. Diesmal hatten alle Kätzchen des Wurfs Stummelschwänze.
   
   Die seltsamen Tiere zogen die Aufmerksamkeit von Mindy Schultz auf sich. Sie erklärte in den Siebzigern die Katzen zu einer eigenen Rasse und nannte sie American Bobtail. Zunächst hatten diese Katzen ein kurzes Fell, doch dann kreuzte man sie mit Colourpoint-Persern, so dass das Haarkleid der Nachkommen dicker und länger wurde. Mit diesen Kätzchen begann man die heutige Rasse der American Bobtail zu züchten.
   
   Weitere Zuchtversuche führten zu einer völlig schwanzlosen Katze, was die Vermutung nahe legt, dass bei der American Bobtail das gleiche Gen wie bei der Manx für den reduzierten Schwanz verantwortlich ist. Denn ebenfalls bei der Manx kann der Schwanz unterschiedlich lang sein, von Rumpy (völlige Schwanzlosigkeit) über Stumpy (Stummelschwanz) bis zu Longy (fast normale Länge).


3. Ein Autor hat jüngst behauptet, es gebe noch eine weitere Art der American Bobtail. Sie soll das Ergebnis einer Verpaarung von Hauskatze mit wildlebenden Rotluchsen in den späten Siebzigern sein.
   
   1992 schrieb Amy Shojai: „Rose Estes hat 14 Jahre lang Stummelschwanzkatzen gezüchtet. [...] Laut Rose kreuzen sich wildlebende Rotluchse sehr oft mit Siamkatzen, weil der Geruch einer rolligen Siam dem der weiblichen Rotluchse ähnelt.“ Wenn man bedenkt, dass Rotluchse einer anderen Gattung (Lynx) als Hauskatzen (Felis) angehören und doppelt so groß sind, scheint die Vorstellung einer Kreuzung der beiden als sehr abwegig. Dennoch lässt sich nicht leugnen, was Stanley Young 1958 in seiner ausführlichen Untersuchung über wildlebende Stummelschwanzkatzen geschrieben hat: „Es ist bewiesen, dass sich 1949 in Sandy Creek, Texas, ein männlicher Rotluchs mit einer Hauskatze gepaart hat. Die Nachkommen wurden in der Gegend von mehreren Personen beobachtet.“ Er erwähnt auch einen ähnlichen Vorfall, der sich 1954 in South Dakota ereignet hat. Dort hatte sich eine schwarze, weibliche Hauskatze mit einem Rotluchs gepaart; Anfang Juni kamen sieben Kätzchen zur Welt. Drei von ihnen hatten „Stummelschwänze, große Pfoten und Pinselohren. Die Fellfarbe war ein helles grau; Bauch, Beine und Flanken waren mit schwarzen Flecken gesprenkelt. Die Ohren waren größer, fest und steif. Die Ohrpinsel waren schätzungsweise sechs Millimeter lang.
   
   Dieser Wurf Kätzchen lebte bis zum 27. Juni 1954 und wurde dann von einem Hauskater getötet.“ Man kann natürlich nicht sagen, ob die Tiere später einmal fruchtbar geworden wären, aber immerhin lässt dieser Bericht das, was Amy Ahojai von rose Estes gehört hatte, weniger unwahrscheinlich klingen.

Erscheinungsbild